Publikationen
Bisherige Publikationen von AfriTüDe-Geschichtswerkstatt
AfriTüDeGelb 1. Monika Firla: Angelo Solimans Exponat, Joseph Carl Rosenbaum als sein unbekannter Betrachter und die Frage nach der Öffentlichkeit. 2012. 60 S. Eur 6,90. 2. Monika Firla: Ein Jenaer Stammbucheintrag des schwarzen Philosophen Anton Wilhelm Amo aus dem Jahr 1746. 2012. 44 S. Eur 6,00.
3. Monika Firla: Das Armband und der "Morentantz" Herzog Johann Friedrichs von Württemberg. 2013. 46 S. Eur 6,90.
AfriTüDeGrün 1. Hermann Forkl: A Sudanese Colloquial Arabic-English Vocabulary. Based on J. Spencer Trimingham´s "Sudan Colloquial Arabic". 2016. 176 S. 6 Abb. Eur 15,00. Though J. Spencer Trimingham´s 1946 edition of "Sudan Colloquial Arabic" is still the best intro- duction into what we today call Sudanese Colloquial Arabic, comprising the dialect varieties of Central Urban Sudanese Arabic and Jezira Arabic, he failed to create a vocabulary of his material for further use. This job has been done in the present book, containing about 2,200 entries of individual words, about 2,300 idiomatic expressions and phrases as well as expressions showing grammatical specifications, and about 4,100 English meanings of those Arabic words, expressions, and phrases. The book is completed by an introduction, which contains the setting of Sudanese Colloquial Arabic in the system of Arabic dialects, an appreciation of Trimingham´s work, instructions how to use this vocabulary, and a discussion of the problem of imperfect preformative vowels.
Ebenfalls noch erhältlich Hermann Forkl: Der Einfluß Bornus, Mandaras, Bagirmis, der Kotoko-Staaten und der Jukun-Konföderation auf die Kulturentwicklung ihrer Nachbarn südlich des Tschadsees. (Münchner Ethnologische Abhandlungen Bd. 5). München 1985. 505 S., 4 Abb., 7 Karten. Eur 5,00. Die Preise verstehen sich jeweils zusätzlich Porto und Verpackung.
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AfriTüDe-Geschichtswerkstatt
Dr. Hermann Forkl / Dr. Monika Firla Reinsburgstr. 127 70197 Stuttgart Germany 0049/(0)711/34 22 98 88 afrituede(at)yahoo.de
Bitte entnehmen Sie weitere Publikationen von H. Forkl und M. Firla den beigefügten PDF-Dateien:
Die Dächer der Häuser in Múra bestehen meist schon aus dem klimatisch ungünstigen Wellblech, seltener noch in vorkolonialer Tradition aus Gras (kegelförmig) oder Lehm (flach).
Gambaru in der Nähe der alten Hauptstadt Gazargamu war die Residenz der Mutter des Borno-Königs (mâi) Idris Alauma (1564-96), der sich dort am liebsten aufhielt. Es wurde 1809 von den Fulbe des Kalifats von Sokoto zerstört. Nicholas Said, ein Angehöriger des Volkes der Kanuri in Borno, der zunächst als Sklave verschleppt wurde, dann aber als freier Mann in den USA seine Autobiographie veröffentlichte, berichtet: The ruins of Gambarou, the Bisnia of Geographers, cover an immense area, the walls of which were built of burnt clay, extensive palaces, gardens, and other works of art flourished (Nicholas Said, The Autobiography of Nicholas Said; a Native of Bornou, Eastern Soudan, Central Africa. Memphis 1873. Electronic Edition, docsouth.une.edu./neh/said/ said.html. 2004, S. 14-15).
Figuren von schwarzen, sog. "Stummen Dienern" waren üblicherweise männlich, so wie die linke im Hintergrund. Vorne sehen wir ausnahmsweise eine weibliche Gestalt. Mit gegelter Frisur, kurzem Baströckchen und barbusig erinnert sie an Josephine Baker, die als klischeeverbundene Afroamerikanerin zu Weltruhm gelangte. Die Figuren stammen aus den 1920/30er Jahren und halten jeweils ein kleines Tablett in Händen, auf das Gäste ihre Visitenkarte legen konnten. Das bis heute beliebte Motiv festigt das Bild vom angeblich typisch schwarzen Dienstpersonal.
Ein ganz anderes Bild von Schwarzen im deutschsprachigen Raum als die Diener-Figuren vermitteln Publikationen aus der Feder von Menschen afrikanischer Herkunft. Dort lernt man sie als Autoren schätzen, so wie wir es schon bei A.W. Amo feststellten. Rechts sieht man die erste Seite eines Aufsatzes von Aquasie Boachi aus dem Jahr 1855. Er war ein in Freiberg/ Sachsen ausgebil- deter Bergbauingenieur, der dann auf Java arbeitete und dabei ethno- graphisch beobachtete. In der be- liebten Zeitschrift "Das Ausland" erschien ebenfalls 1855 in Nr. 44 ein Auszug aus seinen"Notizen".
Auch der berühmte Afrowiener Angelo Soliman (um 1721-1796) war Autor, wie Franz Gräffer im 19. Jahrhundert über- lieferte. Doch müssten wir seine Schriften noch eindeutig belegen können. Rechts sehen wir vielleicht ein Portrait Solimans nach seinem Tod. Obwohl es die Schreiberin dieser Zeilen schon 1999 (Die Afrikaner-Büsten im Rollettmuseum Baden b. Wien...; s. Publikationsliste Firla) in die Soliman-Forschung einführte, hat sich bisher niemand sonst mit dem Fund beschäftigt (Stand 2015). Firla (1998/99 u.a.) und Victoria E. Moritz (2006) vertreten die These, Soliman habe seine Haut zur fatalen Ausstopfung wohl selbst gespendet.
Wie wir durch Caroline Pichler wissen, hatte sich der ver- schleppte Angelo Soliman Anfang der 1730er Jahre in Messina im Haus einer Adeligen seinen neuen Taufnamen selbst aus- suchen können. Dort arbeitete bereits eine Afrikanerin oder Afroitalienerin. Ihr Vorname lautete Angelina, und sie kümmerte sich offenbar fürsorglich um den damals etwa zehnjährigen Schwarzen, so dass er heißen wollte wie sie. Vermutlich ersetzte sie ihm die für immer verlorene Mutter. Ob Angelina, deren Nachnamen wir nicht kennen, so ausgesehen haben könnte, wie die junge Frau in der Phantasiezeichnung links, wissen wir na- türlich nicht. Für Soliman war sie jedenfalls zu einer wichtigen Identifikationsfigur geworden. Durch den von ihm gewählten Vornamen mit dem dazugehörigen Bericht ehrte und verewigte er Angelina bis heute. Doch niemand in der bisherigen Soliman-Forschung machte sich je ernsthaft Gedanken über sie. Gele- gentlich verschweigt man ihre Rolle für die Namensgebung sogar ganz.
Josepha (Josephine) Soliman war die Tochter von Magdalena (geb. von Kellermann, gest. 1786) und Angelo Soliman. István Fried berichtete einige De- tails aus ihrem Wiener Alltag, die der ungarische Nationaldichter Ferenc Kazinczy überliefert hatte (s. Firla 2003). 1796 protestierte sie mehrfach gegen die Ausstopfung und Zurschaustellung ihres Vaters. Zum Gedenken an diesen Widerstand forderten Wie- ner AktivistInnen die Umbenennung der Löwengasse - wo Familie Soliman einst ein Haus besaß - in eine Josefine-Soliman-Straße. Lediglich die kurze "Löwen- passage" erhielt dann aber die Bezeichnung Angelo-Soliman-Weg. Doch dabei handelt es sich um eine jener trostlosen Unterführungen für Eilige zu Fuß oder per Rad. Sie zeigt, wie halbherzige "Ehrungen" zutiefst verletzend sein können. Protestaktionen der Akti- vistInnen sind noch unbekannt (Stand 2015).