Projekte
Bitte entnehmen Sie unsere Projekte den beigefügten PDF-Dateien.
Über die Einführung des Tabaks im sudanesischen Fûng-Reich bald nach dem Jahr 1591 (dem Beginn des islamischen 11. Jahrhunderts) berichtet Ibn Daifallâh (1992, S. 51, s. PDF Forkl_Projekte_1): Ferner war das Jahrtausend zu Ende ge- gangen, zu Beginn des 1. Jahrhunderts frönten die Leute dem Tabak und dem Kaf- fee, und da stimmten die Korangelehrten über dessen Freigabe überein. Uneinig wa- ren sie sich über den Tabak: Unter ihnen waren welche, die ihn für erlaubt erklärten, und solche, die ihn verboten.
Über den sudanesischen islamischen Heiligen Ismâ`îl mit der Leier (um 1700) wird be- richtet:
Sobald er Lust dazu bekommt, geht er in seinen Hof, schließt sich den Mädchen, Bräuten und verheirateten Frauen zum Tanz an und schlägt die Leier: Jeder Schlag auf ihr ist ein Ton, an dem der Verrückte wieder gesund wird und bei dem der Verstand entschlüpft, und Tiere wie leblose Körper sind von ihm entzückt. Ja, man stellt die Leier sogar in die Sonne, damit sie ihren Klang hören lässt, indem sie ihren Ton (von selbst) anschlägt, ohne dass jemand sie schlägt.
Ibn Daifallâh (1992, S. 92), s. PDF Forkl_Projekte_2
Dieser Dekor findet sich in ähnlichen Formen auch bei den Kanuri und Hausa in Nordnigeria, weist dort jedoch andere Bedeutungsinhalte auf als bei den Wandalá Nordkameruns. Nach diesen stellt die Figur rechts im Bild die Große Moschee von Mekka mit ihren Minaretten dar, die Figur links jedoch die islamische Symbolik des vom Halbmond umgebenen Sterns. Ein modisches Zubehör bildet bis in unsere Tage rechts im Bild unterhalb der Moscheedarstellung die sowohl nach oben als auch nach unten geöffnete falsche Tasche.
Da es unter den muslimischen Wandalaha (Singular für Land, Adjektiv und ein einzelnes Indivi- duum: Wándala; eingeschränkter Plural für einige Individuen: Wandalaha; Kollektiv-Plural für alle Individuen: Wandalá) von Múra schon seit etwa 40 Jahren keine Töpferin mehr gibt, müssen sie ihren Bedarf aus der Produktion der Kerdi-Murá decken, die einer ethnischen Religion anhängen. Das Gefäß wird hier ohne Töpferscheibe mit Hilfe der Spiralwulst-Technik aufgebaut und nach der Glättung oft durch Abrollen eines auf dem Knie gedrehten und mit Wasser getränkten Baumwoll-Schnürchens (rawá) verziert. Den Effekt des Wellendekors ober- und unterhalb der so entstandenen Zierfläche erreicht die Töpferin durch einen an einem Ende des Schnürchens geschlungenen Knoten. Zum Brennen stellt sie die verschieden großen Gefäße ineinander, dazwischen immmer eine Schicht Blätter des Baumes Acacia albida (ha´ya). Außen wird dann das ganze Brenngut mit Gras umwi- ckelt und angezündet.
In einem materialreichen Aufsatz ("Der getaufte Türke Johannes Soldan in Brackenheim. Ein Familienmythos". In: Südwestdeutsche Blätter f. Familien- u. Wappenkunde 27, 2009) bezweifelt Otfried Kies die historische Existenz Johannes Soldans, da er ihn bei seiner Suche in Archivalien zur Brackenheimer Bürgerschaft nicht finden konnte. Doch schon die bisher gedruckten Familienüber- lieferungen besagen nirgendwo tatsächlich, Soldan sei Bürger Brackenheims gewesen. Auch wenn er vielleicht eine Brackenheimerin geheiratet hatte und 1328 in einer Kapelle an der nahen Johannis- kirche bestattet worden sein soll, muss Soldan selbst nicht zu den Brackenheimer Bürgern gezählt haben. Da er laut Überlieferung als Chirurg mit einem Adeligen aus dem Nahen Osten ins burgenrei- che Zabergäu gelangte, ist es vielmehr wahrscheinlich, dass er in dessen Diensten verblieb und später vielleicht bei einem von dessen Standeskollegen arbeitete, der die privilegierte Bestattung in der Soldanskapelle ermöglichen konnte. Die Johanniskirche jedenfalls war damals die Grablege der Herren von Magenheim. Kies selbst erwähnt einmal beiläufig den Zabergäuer Adeligen Engelhard von Neipperg, der als Deutschordensritter schon 1291 aus Jerusalem zurückgekehrt war (ebd., S. 50-51). Ein Mann wie er könnte Soldan zunächst mitgebracht haben, was Kies jedoch nicht in Erwägung zieht. Er stellt sich auch nicht die Frage, ob ein 1345 im nahen Gemmrigheim belegter weiterer Soldan (ebd., S. 24) just ein Sohn von Johannes Soldan gewesen sein könnte.
Dieser "türkische" Mitbürger ist zeitgenössisch: Der gelernte Photograph Kutay Kayali (die Schreibweise des Nachnamens deutschte man in Crailsheim ein) kam nach seiner aus politischen Gründen nicht mehr möglichen Tätigkeit bei einer türkischen Zeitschrift 1963 mit seiner Familie nach Crailsheim und arbeitete im Brotberuf als Rangierarbeiter bei der Bundesbahn. Seit 1964 photographierte er zugleich für das örtliche Hohenloher Tagblatt. Er engagierte sich sozial, war bei Jung und Alt außerordentlich beliebt und erhielt 2005 die höchste Auszeichnung des Crailsheimer Gemeinderats. In einem Nachruf erklärt sein Kollege Andreas Harthan bewundernd: Da konnten noch so viele Polizisten und Personenschützer anwesend sein, Kayali fand mit seiner Mischung aus türkischer Freundlichkeit, deutscher Beharrlichkeit und hohenlohischer Schlitzohrigkeit immer einen Durchschlupf (Hohenloher Tagblatt, 30. Jan. 2015). Kayalis Nachlass soll ins Crailsheimer Stadtarchiv kommen.
Der Zweck der Philosophie ist die moralische Vollkommenheit sowohl hinsichtlich des Geistes als auch hinsichtlich des Körpers (...). Nun ist aber Gott unter allen Geistern der vollkommenste usw. Daraus geht hervor, daß die menschliche Vollkom- menheit in der moralischen Konformi- tät mit dem göttlichen Wesen liegt. (...). Diese moralische Konformität ist aber der ewigen Seligkeit der Seele unter- geordnet.
Anton Wilhelm Amo (um 1700/03 - nach 1753), Traktat von der Kunst, nüchtern und sorgfältig zu philosophieren (1738). Halle a.d. Saale 1965/68, S. 128.
Seit geraumer Zeit wird Amo von einigen Autoren zum Agitator gegen die Sklaverei stilisiert, da er 1729 eine Disputation über die Rechtsstellung der Afrikaner in Europa ("De iure Mavrorum in Europa") verfasste, die aber leider nicht gedruckt vorliegt. Das Thema war ihm seinem Stande gemäß vor- geschrieben worden. Dies und die kurzen inhaltlichen Hinweise finden wir rechts. Kein Wort deutet hier auf eine kritisches Pamphlet hin. Amo selbst war im deutsch- sprachigen Raum kein Sklave mehr. Denn für diesen Status existierte dort im Gegen- satz zu anderen europäischen Staaten (wie z. B. Portugal) keine Rechtsgrundlage. Dies wissen wir u.a. aus der "Deutschen Politik" des Christian Wolff. Da Amos herzoglicher Gönner August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel sein Studium finanzierte, ist es unwahrscheinlich, dass er durch Sozialkritik Furore machen woll- te. Aus der folgenden Zeit sind dann auch keine Äußerungen mehr zu dem ihm 1729 vorgeschriebenen Thema bekannt.
Amo war auch kein Wolffianer, son- dern lehnte sich an aristotelisch-thomistische und stoische Traditio- nen an. Dies wies Yawovi E. Edeh in seiner Dissertation von 2003 nach. Viel sinnvoller, als Amo vorschnell zu stilisieren, ist es außerdem, seine positive Haltung gegenüber allen und damit auch ethnischen Religio- nen zu würdigen. Denn er lässt nicht nur die Religion und Theologie der Christen gelten, sondern erklärt: Ich sage ausdrücklich (...) Es gibt (...) außerdem eine Theologie der Hei- den, der Türken (d. h. der Muslime; M.F.) usw. ferner je nach Verschie- denheit der Völker (Amo, Traktat 1738, Kap. I, Abschn. IX, §2).
Amo konnte auch sehr gut zeichnen, wie das Beispiel rechts verdeutlicht. Wir sehen eine junge Frau, die in der linken Hand eine Tabaksdose hält, der sie eine Prise entnommen hat. Tabak zu schnupfen war zu Amos Zeit auch in der Damenwelt üblich. Die Zeichnung illustriert in einem Stammbuch ein durch Amo leicht abgewandeltes Zitat aus dem "Handbuch der Moral" des Stoikers Epiktet: Religionis ac pietatis erga Deum verum principium est rectas de EO habere opiniones; s. hierzu Monika Firla: Ein Jenaer Stammbuch- eintrag des schwarzen Philosophen Anton Wilhelm Amo aus dem Jahr 1746, Stuttgart 2012.
Leider finden wir immer wieder sehr deprimie- rende Biographien schwarzer Menschen im deutschsprachigen Raum. Als z. B. Afandy, eine Angehörige der San (veraltet: "Buschleute"), 1866 in Ulm starb, erwarb die Universität Tü- bingen ihre Leiche, und drei Studenten promo-vierten über sie. Eine ihrer unglücklichen Vor- gängerInnen, die man ebenfalls zur Schau ge- stellt hatte, war Sarah Baartman. Die Tradition, für europäische Augen ungewöhnliche Personen gegen Eintritt herumzuzeigen, hatte vor langer Zeit mit einzelnen körperlich und geistig Behin- derten aus der eigenen Gesellschaft begonnen. Später sah man dann die berüchtigten Völker- schauen, zu denen es inzwischen zahlreiche Li- teratur gibt.
Die Rassenideologie des National- sozialismus richtete sich auch gegen AfrikanerInnen und Afrodeutsche, wie das Beispiel rechts zeigt. Dies igno- rieren Medien und politische Institu-tionen meist bis heute. Wichtig sind deshalb Autobiographien wie Gert Schramms "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann. Mein Leben in Deutschland", Berlin 2011, und Doku- mentationen wie Serge Bilés "Das schwarze Blut meiner Brüder. Verges- sene Opfer des Nationalsozialimus". Aus d. Franz. von E. Hagedorn u. B. Runge. Berlin 2006.