Vor dem Palast des Königs ("shéhu") von Borno; Kanuri, Maiduguri/ Nordnigeria, 1991. Photo Mohammadou Eldridge, Maiduguri; Copyright Hermann Forkl, Stuttgart.

 

 

 

 

 

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Künstler unbekannt: Friseurschild in Form einer Wandmalerei, vor 1991; Maiduguri/ Nordnigeria, 1991. Copyright Hermann Forkl, Stuttgart.

 

 

Stilistisch entspricht diese Wandmalerei nicht dem, was   man gemeinhin in Nordnigeria erwarten würde, sondern sie erinnert vielmehr an Südnigeria, und dort an den 1949 im Niger-Delta geborenen Friseurschilder-Maler Lee Mondo Edeme bzw. seine Schule. In seinem Atelier in Lagos bildet er seine Schüler aus und erhält nicht nur Aufträge aus Nigeria, sondern ebenso aus Ghana. Die Wandmalerei in Maiduguri erinnert aber auch daran, dass hier sowie in anderen Großstädten Nordnigerias viele Zu- wanderer aus Südnigeria leben und arbeiten. Literatur: Hermann Forkl, Die andere Moderne Afrikas. Kunst aus den Sammlungen des Linden-Museums Stuttgart. Stutt- gart 2004.        

   

 

 

 

 

Der aus Trockensteinen gemauerte Brunnen ("suwa") der Maya in dem Wándala-Dorf Dela (um 1600, heute Nordkamerun), Photo 1984; Copyright Hermann Forkl, Stuttgart.

 

Die mündlichen Überlieferungen schreiben diesen Brunnen den Maya zu, die von der zweiten Hälfte des 16. bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts von Dela (im heutigen Nordkamerun) aus ein kleines Königreich beherrschten. Die Maya waren aus Städten im Gebiet des späteren nördlichen Kotoko-Staates Mandagué vor der Islamisierung nach Süden geflohen, um hier als neue Herr- schaftsgruppe ihren Staat zu gründen. Der vorislamische Wándala-König Sankre heiratete die Maya- Prinzessin Angida Maya, deren List ihm dazu verhalf, mit seiner Kavallerie die Residenz des Maya- Königs Abada zu besetzen und seinen Schwiegervater zu vertreiben. So wurde Dela zur neuen Wándala-Hauptstadt, aus der die Maya z.T. in andere Gebiete flohen, sich jedoch sogar noch im 20. Jahrhundert als eigene ethnische Gruppe behaupten konnten. Literatur: Hermann Forkl/ Reinhard Weipert (Mitarb.), Politik zwischen den Zeilen. Arabische Handschriften der Wandalá in Nord- kamerun.  Deutsch-arabische Texte. Übersetzt und herausgegeben, Kommentar und Chronologie. Berlin 1995.    
  

Der aus Trockensteinen gemauerte Brunnen ("suwa") der Maya in dem Wándala-Dorf Dela (um 1600, heute Nordkamerun), Detail, Photo 1984; Copyright Hermann Forkl, Stuttgart.

 

 

Fünf Belege zum Thema "Crailsheim und die TürkInnen" aus dem Zeitraum von 400 Jahren zwischen 1599 und 2009.

 

Der evangelische Taufbucheintrag vom 27. Dezember 1599 für den neunjährigen "Türken" Hasson alias Wolff Julius Conradus, der wie so viele Menschen im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen aus dem Osmanischen Reich verschleppt wurde und dann über Nürnberg bis nach Crailsheim ge- langte (s. Taufbuch der Pfarrei St. Johannis) - Der Bericht des Crailsheimers Adam Wenner, der 1616 bis 1618 als Sekretär einer kaiserlichen Gesandtschaft nach Konstantinopel und wieder zurück kam (Nürnberg 1622) - Die diplomatische Ermahnung vom 16. Juni 1906, die Crailsheimer möchten doch den als Türkei bezeichneten Stadtteil nicht mehr so nennen - Die Beschreibung der Künste des "tür- kischen" Zirkus-Fakirs mit dem arabischen Namen Ali Ben-Shar vom 18. August 1909 (jeweils "Fränkischer Grenzbote")... - Zu diesen historischen Dokumenten kann man lange recherchieren, wobei die Kenntnis der beiden ersten Belege dem Crailsheimer Stadtarchivar Folker Förtsch zu ver- danken ist. Wie das obige Straßenschild zeigt, existierte der Crailsheimer Stadtteil Türkei auch 2009 noch, und er tut es bis heute. Ende des 19. Jahrhunderts lebten dort Arbeiter, die die Eisenbahnlinie bauten, in einfachen Behausungen und benahmen sich in ihrer Freizeit nicht immer so vorschriftsmä- ßig, wie die Crailsheimer es sich wünschten. Die Arbeiter stammten zwar durchaus nicht aus der Türkei, aber das Ganze erinnerte die Alteingesessenen an das, was sie für typisch "türkische" Ver- hältnisse hielten. Das Fortleben der örtlichen Türkei stört die heute tatsächlich in Crailsheim leben- den TürkInnen dem Vernehmen nach nicht. Viele von ihnen sind - wie zahlreiche ihrer alteingeses- senen MitbürgerInnen auch - davon überzeugt, dass in der Crailsheimer Türkei schon vor über 100 Jahren Menschen aus der Heimat Aziz Nesins wohnten.            

 

Montage aus dem "Verzeichnuß Deren gefangenen Christen, Welche Unter glükseligster Regierung Unserer Allerdurchlauchtigsten/ und Größmächtigsten Königin (...) MARIAE THERESIAE (...) sowohl von den Galeeren zu Constantinopel/ als auch in anderen Städten Asiens/ Bulgariens/ und Serviens von Anno 1744. bis Anno 1745. erlöset worden. In: Wienerisches Diarium/ Anhang zu Num. 66 v. 18. Aug. 1745.

 

So wie im deutschsprachigen Raum Verschleppte aus dem Osmanischen Reich lebten, fanden sich auch Verschleppte aus dem deutschsprachigem Raum im Osmanischen Reich wieder. Verschiedene Katholische Orden betrieben den Freikauf der Versklavten seit alter Zeit mit Hilfe von Spenden und Frommen Stiftungen. Die Verschleppten mussten jedoch noch Christen sein. Oben sehen wir die Ein- träge für die freigekauften Gefangenen Nr. 10, 74 und 97 aus einer Liste von 1745. Wir erfahren Na- men, Heimatort, Beruf, Dauer der Gefangenschaft und Höhe des Zuschusses für den Loskauf. Maria Kurtz aus Baden bei Wien war 82 Jahre alt und hatte 62 Jahre lang als Sklavin in Konstantinopel ge - lebt. Sie muss somit 1683 im Zuge der türkischen Belagerung Wiens mit 20 Jahren verschleppt wor- den sein. Ihre Erinnerungen hätten Bände gefüllt...        

 

Phototermin auf Schloss Solitude in Stuttgart, Juni 2014. Copyright Monika Firla, Stuttgart.

 

An Samstagen auf Schloss Solitude finden sich Brautpaare aller Nationen ein, um sich photogra-  phieren zu lassen. Dieses türkische Paar sahen wir mit Begleitung schon bei unserer Retrospektive.